„Kleinere, aber feine Auflagen werden die Regel sein – vermutlich“

Susanne te Poel über die Zukunft des Zeitschriftenmarktes:

Die verkauften Auflagen der Publikumszeitschriften sinken kontinuierlich, das Anzeigengeschäft ist ebenfalls im Schrumpfen begriffen. Im Digitalbereich gilt es nun, attraktive Lösungen für Werbekunden zu schaffen, sagt Susanne te Poel von Crossmedia. Dort gebe es noch einigen Nachholbedarf.

Susanne te Poel, Mitglied der Geschäftsleitung und Unit Direktorin bei Crossmedia, Düsseldorf, bescheinigt den Zeitschriften auch in Zukunft noch Relevanz für die Medienplanung. Gleichzeitig erwartet sie aber eine Veränderung des Marktes in Richtung kleine, feine Auflagen.

„Fester Platz in den Mediaplänen“

‘new business‘ sprach mit Susanne te Poel über die Zukunft der gedruckten Magazine und die Herausforderungen der Verlage im Digitalgeschäft.

nb: Welche mittelfristigen Perspektiven sehen Sie für Publikumszeitschriften als Werbeträger?

Susanne te Poel: Vorweg: Zeitschriften werden mittelfristig weiterhin relevant bleiben! Allerdings werden sie sich noch einmal mehr A) auf ihre ureigene Funktion zur intensiven und exklusiven Nutzung, sowie B) auf besondere und fundierte Themen konzentrieren müssen. Kleinere, aber feine Auflagen werden die Regel sein – vermutlich. Auch mit Blick auf Native-, Content-, und 360 Grad-Kampagnenelemente werden sie insbesondere als hochaffine und themenorientierte Werbeträger mittelfristig weiterhin ihren festen Platz in den Mediaplänen haben. Grundsätzlich wird Print ebenso wie alle anderen Medien vermehrt nur noch Kombination mit anderen Medien eingesetzt.

nb: Wo sehen Sie bei den digitalen Aktivitäten der Zeitschriftenverlage noch Nachholbedarf?

Susanne te Poel: Die Magazinverlage befinden sich noch immer in einem Transformationsprozess. Markenseiten wurden über alle Endgeräte einem Relaunch unterzogen und sind nun responsiv, soziale Medien wurden integriert und neue Werbeformen für Digitalmarken entwickelt. Den Nachholbedarf sehen wir darin, genau diese Änderungen mit Leben zu füllen und für Werber zum Vorteil zu entfalten: Nach wie vor werden crossmediale Angebote nur auf Nachfrage entwickelt, meist ist Digital dann das Beiwerk der Print-Umsetzung, indem eine Kampagnen-Microsite angeboten wird. Die Verlage haben auch noch Schwierigkeiten, ihre mobilen Inventare attraktiv zu vermarkten, anders als europäische Partner in den Mobile-Ländern UK, Frankreich etc. Außerdem müssen die Magazinverlage aufpassen, dass die digitalen Werbeformate die Qualität der Print-Titel weiterhin widerspiegeln. Zusätzlich sollte man im Auge behalten, dass der Inhalt es schafft, schnelllebig und attraktiv zu bleiben und einen journalistischen Mehrwert gegenüber großen Blognetzwerken und sozialen Medien zu erhalten. In puncto Qualität ist es ebenso erwähnenswert, dass sie User nicht durch Online-Inszenierung, die den Inhalt verdecken, gestört werden. Hier gilt es spannende Content-Konzepte zu entwickeln.