Neue S-Klasse mit Konstruktionsfehler: Mediaagenturen sehen Knickfalte der Spiegel-Luxusbeilage als Knackpunkt

Mit dem neuen Lifestyle-Supplement S-Magazin versucht der Spiegel rückläufigen Vermarktungserlösen entgegen zu wirken. Susanne te Poel, stellvertretende Geschäftsführerin bei CROSSMEDIA, analysiert das Potenzial des Supplements:

Nach mehreren misslungenen Print-Anläufen sucht der Spiegel-Verlag nun den Erfolg mit einem Lifestyle-Supplement namens S-Magazin, das jetzt erstmals beigelegt wurde. Die von MEEDIA befragten Media-Agenturen sehen Potenzial für neue Anzeigenkunden aus dem Luxussegment. Doch das S-Magazin birgt auch Mankos – vor allem das Format (ein geknicktes Tabloid) könnte bei der Premium-Klientel durchfallen.

Nach den fehlgeschlagenen Versuchen, Spiegel Classic und Spiegel Fernsehen am Markt zu platzieren, schlägt Spiegel-Chef Thomas Hass eine neue Strategie ein, um den stark rückläufigen Vermarktungserlösen des gedruckten Haupthefts entgegen zu wirken. Erstmals erschien am Wochenende das S-Magazin als Supplement. Hass nutzt dabei das gedruckte Hauptheft als Trägermedium. Damit riskiert er nicht, dass das neue Printprodukt am Kiosk floppt. Als Beilage ist die Verteilung des 40-seitigen Stil-Magazins garantiert.
[…]

Ähnlich sieht dies auch Susanne te Poel, stellvertretende Geschäftsführerin von Crossmedia. „Dass das Heft ‚gefalzt bzw. geknickt‘ dem Spiegel beigelegt wird, scheint mir – zumindest für manche Kunden – genau diesen Vorteil wieder zu nivellieren. Hier bleibt abzuwarten, inwiefern man sich mit der Darbietung gegebenenfalls (k)einen Gefallen tut“, meint die Crossmedia-Managerin. Dennoch: für Anzeigenkunden, die mit ihren Kampagnen auf eine hochwertige Leserschaft und eine hohe Spiegel-Auflage (IVW II/17= 765.000) setzen, sei das S-Magazin eine „sehr gute Alternative und Ergänzung im Mediaplan“, meint die Spezialistin.

Gute Chance für neue Umsätze, aber keine „Quantensprünge“

Gut gefallen würden ihr zudem die festen Rubriken und Kolumnen. Sie böten „gute Bühnen für die konsequente Markendarstellung“, so die Crossmedia-Managerin. Rund herum wertet sie das S-Magazin als „eine gute Mischung aus kurzen und leichten Informationen auf hohem Niveau und einem intensivem Leseerlebnis abgerundet mit hochwertigen Bildwelten.“ Gepaart mit der nötigen Portion Humor, der heutzutage beim Lesen notwendig sei, könnte das Konzept „auf einem soliden Niveau aufgehen“, so te Poel. Trotz der Pluspunkte dämpft aber auch sie die Erwartungen, dass der Newcomer im Spiegel-Portfolio einen großen Wachstumsschub auslöst. „Grundsätzlich sehe ich hier gute Chancen ‚frische & neue’ Umsätze für den Spiegel zu generieren, allerdings rechne ich hier nicht mit Quantensprüngen in der Skalierung“, meint die Print-Expertin.

Licht und Schatten sieht die Print-Spezialistin auch in der crossmedialen Vermarktung. So wollen die Magazin-Macher die besten Beiträge sowie Fotos aus den Shootings in einem eigenem Bereich „Stil“ bei Spiegel Online zeigen. Dies sei zwar für Anzeigenkunden interessant, um Kampagnen gleichzeitig im gedruckten Magazin und auf der Online-Plattform zu schalten – insbesondere für native Formate. Doch die Aufmerksamkeit bei der Leser könnte schwinden. Denn die Inhalte auf der Online-Plattform würden monatelang nicht ausgetauscht. Dies sei „auf der digitalen Fläche mit drei Monaten sicherlich deutlich zu lang“, urteilt te Poel.

Zum Online-Artikel