Die Spiegel Affäre

In der Ausgabe 1-2/2019 der HORIZONT äußert sich Susanne te Poel zu den Folgen der Relotius-Affäre für den Spiegel:

Der Fall Relotius erschüttert das Magazin. Wie reagieren die Werbekunden? Klar ist: Nur die schonungslose Aufarbeitung kann die Reputation retten.

Nach der Enthüllung des Relotius-Fälschungsskandals beginnt beim Spiegel die Aufarbeitung dieser – nach den gefälschten Hitler-Tagebüchern des Stern 1983 – größten Glaubwürdigkeits-Katastrophe der deutschen Pressegeschichte.

In dieser Woche startet eine Kommission aus internen und externen Fachleuten ihre Arbeit. Sie soll die Vorgänge untersuchen und Vorschläge erarbeiten, wie die internen Sicherungsmechanismen verbessert werden können. Bis diese Kommission alles „abschließend“durchleuchtet hat, lassen der designierte Co-Chefredakteur Ullrich Fichtner und der designierte Blattmacher Matthias Geyer ihre neuen Verträge ruhen. Beide könnten mitverantwortlich dafür sein, dass Relotius so spät entlarvt wurde.

Vor Weihnachten hatte Spiegel Online im schnellen Takt über die Causa, neue Erkenntnisse und erste Konsequenzen berichtet, mit Push-Nachrichten in den sozialen Medien, an alle verfügbaren Leser-Mailadressen und mit einer Print-Titelgeschichte in eigener Sache. Auchderen Inhalte wurden ohne Bezahlschranken ins Netz gestellt. Der unermüdliche Einsatz der Onliner habe das Haus über Weihnachten „gerettet“,schrieb der neue Chefredakteur Steffen Klusmann nach den Feiertagen. Sonst hätte der Fall „auch ganz anders für uns verlaufen können“. Wie schlimm er tatsächlich für den Spiegel ausgeht, ist noch nicht ausgemacht.

Unmittelbar nutzte der Skandal der Vertriebskasse und den Online-Reichweiten sogar: Im Haus ist von höchsten Klickraten in der Weihnachtszeit und überdurchschnittlichen Heftverkäufen der Ausgabe 52/2018 („Sagen, was ist“) zu hören. Tausende Briefe, Mails sowie Beiträge in den sozialen Medien und im Forum von Spiegel Online. Doch nach diesem Aufmerksamkeits-Peak rechnet zum Beispiel Susanne te Poel, Vize-Geschäftsführerin bei Crossmedia, zumindest vorübergehend mit Einbußen in Vertrieb und Vermarktung. Sie glaubt, dass der Fall Relotius in der Mediamix-Diskussion für manche Werbekunden „das Argument gegen Print“ sein könnte. Und sie hofft, dass die Wirtschaft dem Spiegel den Skandal „ebenso schnell verzeiht, wie sie Facebook das tägliche Clickbaiting offenbar nachsieht“. Langfristig gewinne die Marke ihre Glaubwürdigkeit durch die schonungslose Aufarbeitung zurück. (…)

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Das vollständige Statement zur Spiegel-Affäre von Susanne te Poel kann in einem weiteren Beitrag auf HORIZONT.net nachgelesen werden.