Die Radiobranche ist ein Paradebeispiel erfolgreicher Digitalisierung

Das Radio bleibt nach wie vor ein relevantes Medium. Besonders die Digitalisierung birgt Vorteile. Im Rahmen einer Umfrage teilt Tobias Pfützner, Senior Mediaberater Audio & Video bei CROSSMEDIA, seine Einschätzung zum Thema Audio-Marketing und gibt einen Ausblick:

Das klassische Radio profitiert von der Digitalisierung und hat sich deren Vorteile rasch zunutze gemacht. Jetzt wird es darum gehen, die digitale Reichweite weiter auszubauen und dem Werbemarkt eine größere Datentiefe zur Verfügung zu stellen.

new business: Die Digitalisierung hat auch im Audiomarkt nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie zusätzlich an Fahrt aufgenommen und wird weiter rasch voranschreiten. Wie sehen vor diesem Hintergrund die Perspektiven für das klassische Radio auf dem Werbemarkt aus?

Tobias Pfützner: Auch wenn noch immer Simultanübertragungen von Radiosendungen und klassisches Radio zusammen am meisten genutzt werden (Quelle: ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022), ist in der Tat ein Trend zu sehen, insbesondere in den jüngeren Alterssegmenten. Mittelfristig haben die klassischen Sendeanstalten damit noch eine positive Perspektive; und die Sender, die mit dem Wandel gehen und Veränderungen in der Device-Nutzung berücksichtigen, werden auch langfristig gute Aussichten auf dem Radiomarkt haben.

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nb: Wo besteht bei den Radiosendern hinsichtlich der Digitalisierung noch Nachholbedarf?

Pfützner: Nachholbedarf besteht darin, die jüngeren Alterssegmente Device-übergreifend für Radio zu gewinnen und parallel die digitale Angebotsvielfalt für diese Hörerschaft gezielt auszubauen.

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nb: In den vergangenen zwei Jahren entstand ein wahrer Hype um das Medium Podcasts. Kann sich der Kanal mittlerweile auch auf dem Werbemarkt beweisen?

Pfützner: Der Kanal kann sich dank starkem Wachstum in allen Altersgruppen sowie dem Ausbau der Werbemöglichkeiten mittlerweile sehr gut auf dem Markt durchsetzen. Zusätzlich zu Host-Reads und Native-Ads folgen jetzt flexiblere Werbeformen in Form von klassischeren Audio-Ads, die sogar sukzessive programmatisch buchbar sind. Das eröffnet unglaubliche Formen der Skalierbarkeit. Außerdem bringen Podcasts Menschen mit unterschiedlichen speziellen Interessen zusammen und bieten eine Plattform, um sich unabhängig von Zeit und Ort zu vernetzen und auszutauschen. Dort können auch Themen und Nischen behandelt werden, denen an anderen Stellen vielleicht gar kein Raum geboten wird. Das Medium ist also auch inhaltlich eine durchaus spannende Möglichkeit für Marken, besonders nah an der Zielgruppe zu sein.

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nb: Aktuell sehen viele in der Erweiterung von Podcasts durch Bewegtbildinhalte einen neu aufziehenden Trend. Klingt das interessant für Werbetreibende oder eher nach einem Nischenphänomen?

Pfützner: In den letzten Jahren haben Podcasts nicht nur an Reichweite gewonnen, sondern sich stark weiterentwickelt. Semiprofessionelle Gespräche und Interviews sind richtige Shows mit professionellen Moderator:innen, aufwendiger Produktion und immer größerer Beliebtheit geworden. Demnach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Podcasts den Schritt von „Audio Only“ ins bewegte Bild gewagt haben. Dieses hybride Modell kann für Podcasts und deren Creator durchaus verlockend sein: Video-Snippets landen vermehrt in Sozialen Medien und tragen dazu bei, dass Bekanntheit und dadurch auch weitere Reichweite generiert wird. Somit ist es in der Tat ein sehr spannender Trend, der Marken langfristig die Möglichkeit geben wird, Werbebotschaften auf eine neue und ansprechende Art und Weise zu übermitteln. Im Augenblick ist jedoch aus werblicher Perspektive aufgrund der noch vermehrt auditiven Nutzung von Podcasts abzuwarten, ob diese Entwicklung schon ausreicht, um den Kanal für Bewegtbildintegrationen zu nutzen.

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Das vollständige Interview mit Tobias Pfützner und weiteren Expert:innen lesen Sie in der new business, Ausgabe 07/2023.

 

© Jan Ladwig