Die Dame im Mediaagenturen-Check: Liebhabertitel und Präsentationsfläche für Luxusmarken

Treffen mit einer alten Bekannten: Springer legt den Frauentitel 'Die Dame' neu auf. Mediaexpertin Katrin Floß verortet die Chancen das Magazins im Markt:

Nach der gescheiterten Wiederauflage der Publikumszeitschrift Allegra erweckt Axel Springer das zu Zeiten der Weimarer Republik entstandene Magazin Die Dame zu neuem Leben – als 15 Euro teures Luxusobjekt für Printliebhaber. Im Meedia-Check zeigen sich Mediaagenturen skeptisch, ob die einst legendäre Zeitschrift genügend Käufer findet. Vielmehr ist der Neuling eher für Anzeigenkunden interessant. […]

Verhalten äußert sich Katrin Floß, Unit-Leiterin bei der Mediaagentur Crossmedia, wenn sie die Chancen des Springer-Produkts auf dem Lesermarkt beurteilt. „Inhaltlich soll es um Kulturelles und um die schönen Dinge des Lebens gehen, aber immer gerichtet an die stilvolle, elegante Dame mit Niveau, auch wenn diese heutzutage in kein Raster mehr passt“, erklärt Floß gegenüber MEEDIA. So sehe der Verlag die Zielgruppe der Zeitschrift bei Frauen zwischen 30 bis 50 Jahren, mit hohem Haushaltsnettoeinkommen, sehr gebildet und mitten im Leben stehend. „In der Realität dürfte die Zielgruppe des Titels allerdings noch deutlich spitzer sein“, meint sie. Die Anzahl der Frauen, die sich über Zeitschriften sehr intensiv mit literarischen oder künstlerischen Themen auseinandersetzt, sei „vermutlich überschaubar, zumal es in dieser Nische bereits andere Titel mit geringerer Auflage gibt, die sich seit Jahrzehnten im Markt halten – ebenfalls mit tendenziell weiblicher Leserschaft“, konstatiert die Printexpertin. Sie fragt sich daher, weshalb Springer mit dem neuen Produkt ausschließlich eine weibliche Zielgruppe im Visier hat: „Warum es einen solchen Titel mit einer rein weiblichen Ansprache geben muss, erklärt sich mir nicht.“ Verstärkt wird dies dadurch, dass die Blattmacher exklusive Mode- und Beauty-Themen ins Heft heben. Doch dieses Segment, meint die Crossmedia-Expertin, werde bereits vom Hochglanztitel Vogue erfolgreich bedient.

Deutlich größere Chancen sieht Floß in der Vermarktung des Produkts, da der Neuling eine gute Präsentationsfläche für Anzeigenkunden liefere. „Marken mit Luxusprodukten sind erfahrungsgemäß immer auf der Suche nach Kanälen, über die sie ihre exklusiven und sehr spitzen Zielgruppen adäquat erreichen. Dies tun sie traditionell bevorzugt in Printmedien aufgrund von qualitativ hochwertigen Inszenierungen und affiner Zielgruppenansprache. Um Reichweite geht es an dieser Stelle nur sehr nachgelagert“, meint daher die Print-Spezialistin. So könnte der Titel für Anzeigenkunden mit hochpreisigen Luxusmarken durchaus interessant sein, da „hier möglicherweise auch noch einmal neue Teilzielgruppen angesprochen werden können“, sagt die Expertin. Hilfreich sei zudem, dass der Verlag das Printprodukt so hochwertig gestaltet habe, dass er nahezu als Sammlerstück im Regal stehen könnte. […]

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