Frischzellenkur für regionale Printmarken

Axel Ahlbrecht, Unit Direktor KIEZquadrat für lolake Media, Geo- Handelsmarketing bei CROSSMEDIA, über crossmediale Herausforderungen und digitale Konzepte der Anzeigenblätter:

Für regionale Tageszeitungen und Anzeigenblätter werden Themen wie Apps, Mobile oder Facebook immer wichtiger – nicht zuletzt als Image-Faktor für die Printmarken.

Seine Redakteure hat Herbert Zelzer, Geschäftsführer der Wochenblatt Verlagsgruppe in Landshut, vor einigen Jahren mit einer gewagt klingenden Vision überrascht: In absehbarer Zeit, so Zelzers Ansage, sollten sich die hauseigenen Anzeigenblätter in Richtung Tageszeitung entwickeln. Inzwischen, findet Zelzer, habe er sein Ziel erreicht. Die insgesamt 18 Lokalausgaben der 1973 gegründeten Verlagsgruppe liefern, so der Anzeigenblatt- Spezialist, lokale und regionale Nachrichten tagesaktuell – im Internet. Das ist bisher eher die Ausnahme als die Regel. Während Tageszeitungen ihre Internet-Auftritte schon seit Langem mit redaktionellen Inhalten füllen, haben Anzeigenblätter auf diesem Gebiet noch Nachholbedarf. So langsam aber, konstatieren Experten wie Axel Ahlbrecht, Spezialist für lokale Media bei der Düsseldorfer Agentur Crossmedia, ändert sich das Bild. Trotzdem sind die Internet-Portale der Tageszeitungen, so Ahlbrecht, den Auftritten der Anzeigenblätter immer noch um Längen voraus. Und ein Titel wie die Koblenzer Rhein-Zeitung hat schon seit Langem nicht nur das Internet auf der Agenda: Bereits 2001 brachte das Regionalblatt aus Rheinland-Pfalz als erste Tageszeitungen weltweit eine E-Paper-Version heraus; seit 2009 ist die Zeitung bei Twitter und Facebook vertreten.

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Interview mit Axel Ahlbrecht:

„Das Bild ist sehr heterogen“

Axel Ahlbrecht, Geo- und Handelsmarketing-Experte bei Crossmedia, über digitale Konzepte der Anzeigenblätter

Viele Anzeigenblätter haben bereits erkannt: Print allein reicht oft nicht mehr. Wie ausgereift sind denn aus Ihrer Sicht die Cross media-Konzepte der Anzeigenblattverlage mittlerweile?
Da ist das Bild sehr heterogen. Es gibt Verlage, die in dieser Beziehung schon sehr gut aufgestellt sind und beispielsweise mit ihrem Online-Auftritt das Niveau etablierter Tageszeitungen erreichen. Doch insgesamt betrachtet könnten die Anzeigenblätter da noch einiges tun.

Welche Verlage heben sich denn online positiv vom Rest der Branche ab?
Wenn ich jetzt konkrete Namen nenne, könnte es Ärger geben. Tatsache ist, dass einige Verlage die Zeichen der Zeit erkannt haben und beispielsweise in ihren Online-Auftritt investiert haben. Bei anderen dagegen zeigen sich noch deutliche Defizite: nicht nur in Bezug auf die Technik – auch in puncto Inhalt.

Was erwarten Sie denn inhaltlich von einem guten Online-Auftritt?
Wichtig ist, dass Anzeigenblätter im Netz ihre Stärken ausspielen und ihren Lesern die wichtigsten Neuigkeiten aus ihrer Stadt oder ihrem Stadtteil liefern. Dazu kommen Foren oder Blogs, damit die Leute mitreden können. Außerdem sollte der gesamte Auftritt gut strukturiert sein.

Online ist ja nur ein Spielfeld. Was ist mit Apps oder E-Magazinen?
Apps ergeben für Anzeigenblätter aus meiner Sicht zurzeit wenig Sinn. Auch von E-Magazinen würde ich abraten. Das Interesse der Leser, ein Anzeigenblatt als E-Paper zu lesen, ist zu gering.