VW-Werbung: „Alles stoppen und die Klappe halten“

Im Interview mit der W&V setzt Markus Biermann ein klares Statement in Richtung VW

Streitbar, meinungsstark und unabhängig: Markus Biermann, Chef und Gründer von Deutschlands drittgrößten inhabergeführten Mediaagentur Crossmedia, ist ein Freund klarer Worte. In der aktuellen Media-Debatte um Kickbacks und Trading-Deals setzt er auf Transparenz beim Media-Einkauf (W&V 38/2015). W&V Online hat ihn zur VW-Affäre befragt.

Herr Biermann, fahren sie einen VW? Würden Sie sich aktuell einen Neuwagen aus Wolfsburg bestellen?
Nein, ich fahre keinen VW. Ich fühle mich persönlich betrogen. Um ein Leitbild. Um ein Symbol von Glaubwürdigkeit, und auch um Reputation.

Mitten in der Diesel-Affäre hat VW bisher Werbeclips und Native Ads gelöscht. Wird VW seinen Werbedruck senken?
Tatsächlich würde ich empfehlen, alles zu stoppen, die Klappe zu halten und kleinlaut zu Kreuze zu kriechen. Aber halt, die Erfahrung sagt leider etwas anderes: Weitermachen wie bisher. Hat doch eh jeder Dreck am Stecken. Und morgen kommt der nächste Eklat, der die Ereignisse in den Hintergrund rückt.

Ihre Einschätzung als Media-Experte: Welche Strategie würden Sie VW in Deutschland verordnen?
Auch wenn es nicht zwingende Voraussetzung ist, als Experte Neutralität zu besitzen, so muss ich doch hier einschränken, dass ich diese in Bezug auf das aktuelle Thema nicht besitze. Dass VW betrügt, sorgt für eine Diskreditierung, die man nicht unterschätzen sollte. Nur wer den eigenen Laden sauber hält, kann bei der Gestaltung der Regeln und damit der Zukunft mitreden.

Beschädigt die VW-Affäre das Image der anderen deutschen Autohersteller? Müssen BMW, Mercedes jetzt auch mehr werben?
Es kommt darauf an, ob VW hier die Spitze des Eisbergs ist und sich weitere deutsche Hersteller die Blöße geben, Ingenieurskunst mit Betrug verwechselt zu haben. Falls das der Fall sein sollte, schwant mir Böses für die Zukunft.

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